Die Medien sind voll mit alarmierenden Nachrichten aus deutschen Krankenhäusern. „Krank aus der Klinik“, „OP gelungen – Patient tot“, „Operieren und Kassieren – Ein Krimi“, „Wenig Personal und reichlich Keime“, „Pflege am Limit“, „In der Krankenfabrik“ sind einige Titel der Berichte aus Einrichtungen, wo sich schwer Kranke und Verunsicherte eigentlich Hilfe und Heilung erhoffen. Erstaunlich ist nur, dass dabei fast immer der Bezug zum Lebenselixier der deutschen Krankenhäuser fehlt, zu der seit 2003 verbindlichen Finanzierung durch Fallpauschalen. Denn die Einführung der DRGs genannten Vergütung (Diagnosis Related Groups) war ein radikaler Schritt zur Kommerzialisierung eines Bereichs, der bis dahin von Werten wie Barmherzigkeit, Demut und Aufopferung getragen wurde. Der damalige Präsident der Bundesärztekammer Prof. Dr. Jörg-Dietrich Hopp gab den DRGs den Titel „Der Mensch als Verlierer“. Ab jetzt werde in den Kliniken „nicht mehr der kranke Mensch und sein individuelles Schicksal, sondern der Erlös aus seiner Behandlung im Vordergrund stehen.“
Der Film „Der marktgerechte Patient“ stellt sich daher die Aufgabe, die Ursachen und menschlichen Tragödien der kompromisslosen Ökonomisierung in den Adern des Klinikbetriebes sichtbar zu machen. Dies scheint umso wichtiger, als aktuell im Nachbarland Frankreich mit den angekündigten Sparmaßnahmen im Gesundheitswesen das deutsche Modell der marktgerechten Krankenhäuser als vorbildlich gehandelt wird.
In der Notaufnahme
Am Notfallzentrum der Asklepios Klinik Hamburg Altona fährt ein Rettungswagen vor. Ein Patient wird mit schmerzverzerrtem Gesicht eingeliefert. Beim Gerätetraining sei ihm ein 100kg-Gewicht auf die Fußwurzel geknallt, erklärt der ihn begleitende Freund. Nach Abwicklung der Formalitäten wird der Patient auf den Gang geschoben. Der ist schon voll mit belegten Betten. Er solle da noch ein wenig warten. Als die Schmerzen immer unerträglicher werden, sucht sein Freund nach Hilfe. Doch kein angesprochener Arzt fühlt sich zuständig. Man solle warten, es werde schon weiter gehen. Da wird der Freund etwas lautstärker. Unbemerkt tritt der Sicherheitsdienst auf, schnappt ihn am Kragen und befördert ihn aus der Klinik. Als er einige Zeit später wieder zurückkommen darf, liegt der Patient immer noch im Gang. Bis plötzlich ein Arzt erscheint. Sogleich setzt er eine Spritze. Wenn das CT frei sei, werde man sofort ein Bild des Fußes machen. Und schon ist er verschwunden. Der Patient ruft, er vertrage kein Morphium. Doch schon wird er abtransportiert.